US-FED und Bank of Japan im Fokus
Diese Woche am Kapitalmarkt steht ganz eindeutig im Fokus der Zentralbanken in den USA und in Japan.
Während die US FED den Leitzins unverändert gelassen hat und bzgl. des erwarteten zukünftigem Zinsniveau nur leicht restriktiver (gegenüber vorherigen Äußerungen) wurde, hat die Bank of Japan das erste Mal seit 17 Jahren die Zinsen erhöht, ETF-Käufe eingestellt und die Yield-Curve-Controll beendet.
Wir blicken einmal im Detail auf die Entscheidungen und fragen was diese für die Kapitalmärkte bedeuten.
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US-FED
In seiner gestrigen Rede fasste Jerome Powell, der Vorsitzende der US-amerikanischen Zentralbank (FED), die aktuellen geldpolitischen Entscheidungen und Einschätzungen zusammen. Der Leitzins bleibt unverändert bei 5,25-5,5%, und die quantitative Straffung (QT) wird vorerst im gleichen Tempo fortgesetzt.
Powell deutete an, dass die Zinssätze wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht haben und im Laufe des Jahres Zinssenkungen wahrscheinlich sind, wobei er jedoch keinen genauen Zeitpunkt nannte. Dies begründete er mit der fortwährenden Abhängigkeit von neuen Wirtschaftsdaten.
Trotz höherer Inflationsraten in den Monaten Januar und Februar, welche die Federal Reserve genau beobachtet, betonte Powell, dass die Gesamtstrategie zur Inflationsbekämpfung unverändert bleibt. Die Zentralbank strebt weiterhin eine nachhaltige Rückkehr zur Zielinflation von 2% an, auch wenn dies "über Zeit" erreicht werden soll. Powell räumte ein, dass eine höhere Inflation, insbesondere zu Beginn des Jahres, beobachtet wurde, betonte jedoch, dass dies den grundsätzlichen Entspannungsprozess der Inflation nicht verändert habe.
Die Federal Reserve sei entschlossen, ihr doppeltes Mandat – maximale Beschäftigung und stabile Preise – zu erfüllen, und sei bereit, die Zinssätze länger hoch zu halten, sollte dies durch Wirtschaftsdaten gerechtfertigt sein.
Powell erwähnte auch, dass die Zentralbank nahe daran sei, ihre QT-Maßnahmen zu verlangsamen, um unnötigen Stress im Finanzsystem zu vermeiden und gleichzeitig eine größere Reduzierung der Bilanz zu ermöglichen.
Darüber hinaus äußerte sich Powell zu langfristigen Zielen der Federal Reserve, wie der Anpassung der Bilanzstruktur zugunsten von US-Staatsanleihen, und zur Stabilität der Arbeitsmärkte, die er als ausgeglichen ansieht.
Abschließend merkte er an, dass die Federal Reserve derzeit keine Pläne zur Einführung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) hat.
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Bank of Japan
Die Bank of Japan (BoJ) hat zum ersten Mal seit 2007 die Zinssätze um 0,1% erhöht, womit die Zinssätze im Land nun zwischen 0 und 0,1% liegen, im Vergleich zu zuvor -0,1%. Diese Entscheidung markiert ein signifikantes Abkommen von der bisherigen Politik der negativen Zinssätze und der strengen Kontrolle der Zinskurve. Die BoJ plant zudem, den Kauf von ETFs und japanischen Immobilien-Investmentfonds (J-REITS) zu beenden und den Kauf von Unternehmensanleihen und Commercial Paper innerhalb eines Jahres einzustellen.
Trotz dieser Schritte wird die BoJ weiterhin japanische Staatsanleihen (JGBs) kaufen, um einem „raschen Anstieg“ der langfristigen Zinssätze entgegenzuwirken. Dies deutet darauf hin, dass die Zentralbank ihre Politik des quantitativen Easings (QE) fortsetzt, obwohl sie von anderen ultra-lockeren Maßnahmen abweicht.
Die BoJ führte seit Jahrzehnten eine ultra-lockere Geldpolitik durch, einschließlich negativer Zinssätze seit 2016, um gegen anhaltenden deflationären Druck vorzugehen, den Konsum anzukurbeln und das Wirtschaftswachstum zu stimulieren.
Die jüngsten Daten zum Lohnwachstum, die den größten Lohnanstieg in 33 Jahren zeigten, scheinen den Ausschlag für die Abkehr von der Politik der negativen Zinssätze gegeben zu haben.
Die BoJ besitzt mittlerweile über 50% des Gesamtangebots ausstehender JGBs, was ihr enorme Einflussmöglichkeiten auf die Märkte gibt. Mit dem Rückzug aus dem Kauf von ETFs, der seit 2010 praktiziert wurde und die BoJ zum größten Halter japanischer Aktien machte, signalisiert die Bank ebenfalls eine Abkehr von der Unterstützung der Aktienpreise.
Der Schritt weg von der ultra-lockeren Geldpolitik in Japan könnte weitreichende Folgen haben, unter anderem für den Yen-Carry-Trade, bei dem niedrige Zinsen in Japan genutzt werden, um in höher verzinsliche Vermögenswerte in anderen Ländern zu investieren. Dies könnte theoretisch dazu führen, dass japanische Investitionen in ausländische Anleihemärkte zurückgehen, da attraktivere Renditen nun möglicherweise im Inland zu finden sind.
Die BoJ betont jedoch, dass sie eine akkommodierende finanzielle Haltung beibehalten will, was darauf hindeutet, dass eine schnelle oder umfangreiche Zinserhöhungsphase, wie sie in Europa und den USA zu beobachten ist, in naher Zukunft in Japan unwahrscheinlich ist. Doch wichtig ist hier anzumerken, dass die Hebelwirkung in Japan deutlich höher ist.
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Vergleich des Vorgehens der US-FED und der BoJ
Die Unterschiede im geldpolitischen Vorgehen der BoJ und der US-amerikanischen FED sind nicht nur aktuell relevant, sondern haben auch historische Wurzeln.
Diese Unterschiede reflektieren die verschiedenen wirtschaftlichen, demografischen und institutionellen Rahmenbedingungen beider Länder.
Historischer Kontext
Bank of Japan:
Die BoJ hat seit den 1990er Jahren, nach dem Platzen der Bubble Economy, mit anhaltender Deflation und stagnierendem Wachstum zu kämpfen. Dies führte zu einer ultra-lockeren Geldpolitik, einschließlich Negativzinsen und dauerhafter quantitativer Lockerung, um die Wirtschaft immer wieder aufs Neue zu stimulieren und die Deflation zu bekämpfen.
Die BoJ war eine der ersten Zentralbanken, die Negativzinsen einführte, und hat umfangreiche Käufe von Staatsanleihen und anderen Vermögenswerten getätigt, um die Geldbasis zu erweitern.
US Federal Reserve:
Die FED hat traditionell eine aktivere Rolle bei der Anpassung der Geldpolitik zur Steuerung der Konjunktur gespielt, mit dem dualen Mandat, sowohl für Preisstabilität als auch für maximale Beschäftigung zu sorgen.
In Reaktion auf die Finanzkrise von 2008 und die daraus resultierende Große Rezession führte die Fed quantitative Lockerungsprogramme durch und senkte die Zinssätze auf nahe Null, bevor sie schließlich eine allmähliche Normalisierung der Geldpolitik einleitete.
Unterschiede der letzten 5 Jahre
Bank of Japan:
Die BoJ hat ihre Politik der Negativzinsen und der quantitativen Lockerung länger beibehalten als die Fed, um dem Risiko einer Rückkehr in die Deflation entgegenzuwirken.
Die BoJ hat sich auch auf die Kontrolle der Zinskurve konzentriert, indem sie die Renditen 10-jähriger Staatsanleihen in der Nähe ihres Ziels hielt, um die langfristigen Zinsen niedrig zu halten und die Wirtschaft zu unterstützen.
US Federal Reserve:
Die FED begann bereits vor der COVID-19-Pandemie mit der Normalisierung ihrer Bilanz und der Anhebung der Zinssätze, setzte diese Maßnahmen jedoch mit dem Einsetzen der Pandemie aus.
In Reaktion auf die Pandemie führte die Fed massive quantitative Lockerungsmaßnahmen durch und senkte die Zinssätze erneut, bevor sie aufgrund der steigenden Inflation und der wirtschaftlichen Erholung einen restriktiveren Kurs einschlug.
Die unterschiedlichen Ansätze beider Zentralbanken spiegeln ihre Reaktionen auf spezifische Herausforderungen wider: Während die BoJ mit den langfristigen Folgen von Deflation und geringem Wachstum kämpfte, hat sich die FED auf die Bekämpfung konjunktureller Abschwünge und zuletzt auf die Eindämmung der Inflation konzentriert.
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Aktuelle Unterschiede
Zinssatzpolitik und Quantitative Tightening (QT)
US Federal Reserve: Hat den Leitzins unverändert gelassen und signalisiert eine nur leicht restriktivere Haltung gegenüber vorherigen Äußerungen. Es besteht eine Bereitschaft, die Zinssätze länger hoch zu halten, basierend auf der Wirtschaftsdatenlage, und eine mögliche Verlangsamung der Bilanzreduktion wird in Betracht gezogen, um unnötigen Stress im Finanzsystem zu vermeiden.
Bank of Japan: Hat erstmals seit 17 Jahren die Zinsen erhöht, negative Zinssätze beendet, die strenge Yield Curve Control (YCC) aufgegeben und den Kauf von ETFs und J-REITs gestoppt. Plant, den Kauf von Unternehmensanleihen und Commercial Paper innerhalb eines Jahres zu stoppen, behält aber den Kauf von Staatsanleihen bei, um auf einen „raschen Anstieg“ der langfristigen Zinssätze zu reagieren.
Haltung zur Inflation
US Federal Reserve: Sieht die aktuellen Inflationsraten mit Vorsicht. Die FED verpflichtet sich zu ihrem dualen Mandat von maximaler Beschäftigung und stabiler Preisgestaltung, mit der Betonung, dass das Inflationsziel von 2% „über Zeit“ erreicht werden soll.
Bank of Japan: Ist komfortabel mit der Annäherung an ihr 2% Inflationsziel und nimmt dies als Anlass, eine Normalisierung der Politik anzustreben. Die Entscheidung, von negativen Zinssätzen abzurücken, wurde durch Daten zum Lohnwachstum und die größte Lohnerhöhung seit 33 Jahren beeinflusst.
Langfristige Ziele und Marktinterventionen
US Federal Reserve: Hat fast 1,5 Billionen Dollar in der Bilanzreduktion erreicht und diskutiert eine Verlangsamung der quantitativen Straffung, ohne konkrete Entscheidungen zu treffen, mit dem Ziel, langfristig eine Bilanz vorwiegend aus US-Staatsanleihen zu halten.
Bank of Japan: Besitzt über 50% des gesamten ausstehenden Angebots an japanischen Staatsanleihen (JGBs) und hat die Yield Curve Control gelockert, um die Zinsen für langfristige Anleihen flexibler zu gestalten. Hat auch den Kauf von ETFs beendet.
Reaktion auf Finanzmarktbedingungen
US Federal Reserve: Ist besorgt über das finanzielle Umfeld und dessen Einfluss auf die Wirtschaft, einschließlich der Arbeitsmarktdynamik, und ist vorsichtig in Bezug auf zu schnelle Anpassungen, die eine zweite Inflationsspitze auslösen könnten.
Bank of Japan: Ihr Vorgehen deutet auf eine signifikante politische Wende hin, die den Übergang von einer ultra-lockeren zu einer vorsichtigeren und normalisierten Geldpolitik markiert, mit der Absicht, die langfristige wirtschaftliche Gesundheit zu fördern und eine nachhaltige Inflation zu erreichen.
Diese Zusammenfassung unterstreicht die unterschiedlichen Strategien und Herausforderungen, mit denen die FED und die BoJ konfrontiert sind, sowie ihre jeweiligen Anpassungen an die sich ändernden wirtschaftlichen Bedingungen und Inflationserwartungen.
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Was bedeutet dies für die Kapitalmärkte?
Die Geldpolitik ist aus meiner Sicht der wichtigste Faktor für den Konjunkturzyklus. Was bedeuten also die geldpolitischen Entscheidungen in den USA und Japan für die wirtschaftliche Entwicklung und die Kapitalmärkte?
Was bedeuten diese Entscheidungen für China?
Diesen Fragen gehe ich im Premium-Teil des Fundamentalen Kompass nach.
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